Wie entstand die Bindungsanalyse (BA)?
Die Bindungsanalyse entwickelte Jenö Raffai (1954-2015). Er war Psychologe, Psychoanalytiker, Vater von drei Kindern und lebte in Ungarn. Er arbeitete mit György Hidas (1925-2012), Psychoanalytiker, Psychiater und ebenfalls Vater von drei Kindern zusammen. Sie entdeckten in langjähriger psychoanalytischer Zusammenarbeit, dass sich in der Psychose prä- und perinatale Traumen reaktivieren und präsentieren.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Auswirkungen vorgeburtlicher und geburtlicher Erfahrungen und der emotionalen Bedeutung für die gesamte Lebenszeit des Menschen, nahmen in den letzten Jahrzehnten zu. Dem zukunftsorientierten Blick auf die Auswirkungen von Geburtserfahrungen folgten Veröffentlichungen vieler Forscher auf dem Gebiet der prä- und perinatalen Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse. Einige von ihnen sind: Chaberlain 1990; 2013; Emerson 1996; Fondor 1949; Hidas&Raffai 2006; Janus 1989; 1991; 2001; 2008; Lorenzer 2002; Odent 1993; Piontelli 1992; 2002; Terry 2002; Verny 1981; 2014.
Die Bindungsanalyse ist eine präventive Methode der Begleitung von Schwangeren und dem Baby, während der neun Monate ihrer Schwangerschaft. Raffai hat klare Anweisungen ausgearbeitet, die den schwangeren Frauen ermöglichen, mentalen und emotionalen Kontakt zu ihrem ungeborenen Baby aufzunehmen. Das vordringliche Ziel der Bindungsanalyse ist die Förderung der Bindungsfähigkeit zwischen der künftigen Mutter und dem Baby. Die Befriedigung des ureigenen, primären Bedürfnisses des ungeborenen Babys nach Annahme, Sicherheit, Schutz und vor allem nach tiefer emotionaler Zuwendung steht im Zentrum.
Die Ursprünge des neuen Konzepts gehen zurück auf Dr. Raffais therapeutische Arbeit mit psychotischen jungen Leuten in Ungarn in den achtziger Jahren. Aus Erfahrungswerten in der Psychotherapie entdeckte er, dass sich ihre psychischen Störungen während der gesamten Zeitspanne entwickelt hatten, die sie in der Gebärmutter ihrer Mütter verbracht hatten. Was ihnen vollkommen fehlte, war das Bewusstsein und das bewusste Empfinden ihrer eigenen Körpergrenzen, was es ihnen unmöglich machte, sich selbst als autonome, unabhängige Wesen zu erfahren und ein eigenes Selbst zu entwickeln. Raffai fand einen eindeutigen Beweis für den Zusammenhang zwischen der Bindungsfähigkeit ihrer Mütter - aus welchen Gründen auch immer- und dem Fehlen eines Selbstbewusstseins bei den jungen psychotischen Patienten.
Die Ausbildung zur emotionalen Bindungsförderung kann in Österreich und Deutschland absolviert werden. Da es sich um eine präventive Methode handelt, steht sie für verschiedene Berufsgruppen offen; Craniosacral Therapeutinnen, weitere Körpertherapeutinnen, Hebammen, Psychologinnen, Psychotherapeutinnen, Ärztinnen/Geburtshelferinnen, Pädagoginnen, Naturärztinnen.
Quellenangabe:
Mit deiner Liebe wächst die Seele, Herausgeberinnen: Christina Balkenkohl und Christine Karrasch